Historisches

Ein kurzer Rückblick auf die Entwicklung der Brühlwiesenschule

Heute gibt es im Main-Taunus-Kreis zwei staatliche berufliche Schulen mit über dreitausend Schülern. Etwa 60 % der Schüler besuchen die Beruflichen Schulen in Kriftel und etwa 40 % der Schüler sind in Hofheim.

Hofheim ist der Ort der Gründung einer Berufsschule für Fachklassen für den Main-Taunus-Kreis. Das war zehn Jahre nach der 1938 erfolgten Gründung des Main-Taunus-Kreises. Also seit 1938 gibt es in Hofheim eine zentrale Kreisberufsschule, die damals nur für gewerbliche und kaufmännische Lehrlinge weniger Berufe im Kellereigebäude eingerichtet wurde.

Davor gab es in zwölf Orten von 49 Ortschaften des Main-Taunus-Kreises nur die sogenannten Fortbildungsschulen, in denen abends (u.a.auch sonntagsmorgens) Lehrlinge verschiedener Berufe zusammen ein bisschen Zeichnen übten. Nur in Kelkheim gab es eine Fachklasse für Schreinerlehrlinge, die dort von Handwerksmeister oder Volksschullehrer unterrichtet wurden. Allerdings war seit 1920 und nochmals verstärkt seit 1934 gesetzlich festgelegt worden, dass der Unterricht während der 48-stündigen Arbeitszeit der Lehrlinge zu erfolgen habe, was sich auch langsam durchsetzte.

Kaum hatte die zentrale Berufsschule in Hofheim 1938 mit dem Unterrichtsbetrieb begonnen, da brach ein Jahr später der Krieg aus, der zur Schließung der Schule Anfang 1943 führte. Auch die übrigen kleinen Orts-Berufsschulen die neben der Hofheimer Kreisberufsschule noch weiterbestanden, schlossen in den ersten Kriegsjahren ihre Tore. Die meisten Lehrlinge wurden ab ihrem 16. Lebensjahr "eingezogen" (Flakhelfer, Arbeitsdienst usw.), so dass die wenigen Jüngeren die Berufsschulen in Frankfurt, Wiesbaden oder Mainz besuchen mussten. Weibliche Lehrlinge gab es bis 1939 nur in kleinerer Zahl. Es war noch üblich, dass die Mehrzahl der Mädchen nach ihrer Volksschulzeit eine "angelernte Tätigkeit" aufnahmen.

Im Herbst 1948 ging es in Hofheim wieder los. Das Kellereigebäude war nicht mehr Lazarett und nicht mehr Flüchtlingsheim, es war wieder Berufsschule. Mit sieben fachlich ausgebildeten Lehrern, die den Krieg überlebt hatten, wurde der neue Anfang gemacht. Von diesen sieben Lehrern müssen heute noch vier genannt werden: Einer davon, weil er der unermüdliche Motor für die Berufsschule wurde. Nämlich der Nahrungsgewerbelehrer und spätere Direktor Peter Gülpen. Dank Gülpen und seiner Tatkraft ging es mit der Kreisberufsschule von Punkt Null an stetig aufwärts. Drei weitere Lehrer von 1948 seien genannt, weil sie heute im Jahre 1986 noch unter uns als Pensionäre leben: die Textil- und Bekleidungsgewerbelehrerin Frau Hesch, die auch lange Jahre die Friseusen unterrichtete; der Diplom-Gewerbelehrer Herr Redemann aus Hofheim, der die Metallberufe betreute und der Gewerbelehrer für Raumausstatter und Schuhmacher, Herr Laspe. Bald waren es zehn, zwanzig und gar dreißig Lehrer. Es waren Beamte oder Angestellte des Main-Taunus-Kreises bis ab etwa 1955 das Land Hessen sic h der Lehrer annahm. Der damalige Landrat Wagenbach und der Schulleiter Gülpen konnten zu dieser Zeit feststellen, dass die Schülerzahl schon auf über tausend angestiegen war und ein Neubau herbei musste. Auch gab es bereits wieder sechs Berufsschulfilialen aus Raumgründen: Bad Soden, Breckenheim, Naurod und in Hofheim in der Sindlinger Strasse.


Der seit 1958 benannten "Berufs- und Berufsfachschule" wurden einige Schulformen für sogenannte "Vollzeitschüler" ab 1970 hinzugefügt, so dass jetzt die Bezeichnung in "Beruflichen Schulen des Main-Taunus-Kreises" geändert wurde. Während die Teilzeit-"Berufsschule" Anfang der 70er Jahre ihr Dasein aushauchte, kamen "Fachoberschule" und Wirtschaftsgymnasium" neu hinzu. Hinzu kam auch ein erster Erweiterungsbau, nämlich das Gebäude, in dem sich heute die Kreisbildstelle befindet.

Dieses Gebäude, auch "Schmidtbau" genannt, war für die Schüler der Bauberufe (Maurer, Maler, Fliesenleger, Betonfacharbeiter usw. vorgesehen und erhielt auf dem Schulhof eine Betonwand für Lehr- und Übungsarbeiten der Bauberufe (Gerüstbau). Als das Gebäude endlich fertiggestellt war, gab es kaum noch Lehrlinge in den Bauberufen. Die letzten Malerlehrlinge hatten keinen Lehrer mehr und wurden nach Wiesbaden geschickt und die letzten Maurer mussten wegen der Stufenausbildungsordnung nach Frankfurt. Der neue Schulleiter Schütz funktionierte das Gebäude mit Hilfe des Schulträgers in ein kaufmännisches Lehrhaus um, denn die Zahl der kaufmännischen Auszubildenden wurde riesenhaft. Es gab hier nun die kaufmännischen Sparten Einzelhandel, Großhandel, Büro, Industrie und Bankwesen.

Ab 1976 wurde anstelle des Wirtschaftsgymnasiums das Berufliche Gymnasium ins Leben gerufen. Diese Schulform musste nach Bundes-Vorschrift im Kurssystem "gefahren" werden, weshalb es sich lohnte diese Oberstufen-Vollzeit-Einrichtung für kaufmännische und technische Schwerpunkte einzurichten. In diesen Jahren drängte das hessische Kultusministerium immer mehr auf gesetzlich festgelegten 12 Unterrichsstunden pro Woche für Berufsschüler. Es kamen massenhaft neuausgebildete Lehrer, vorwiegend kaufmännischer und elektotechnischer Fachrichtung. Gegen 1980 gab es etwa 80 hauptamtliche Lehrer, dazu die neuen Schulformen des Berufsgrundbildungsjahrs und das Berufsvorbereitungsjahrs. Aber Räume und erst recht fachspezifische Räume gab es viel zu wenig.

Seit 1977 wurde Zug um Zug die alte Realschule in der Pfarrgasse umgebaut und erweitert, so dass bis 1980 fast alle Metall- und Elektroberufe dort zufriedenstellend untergebracht werden konnten. Nebenbei existierten noch Dependancen in der Zeilsheimer Str. 54 und im Gebäude der Gymnasialen Oberstufe, wo ohnehin zwölf Räume für die "Beruflichen Schulen" miteingebaut wurden.